Dieser Symptomkatalog kann keine Diagnostik ersetzen, sondern soll Eltern wie Lehrer für vorhandene Probleme im Bereich der Mathematik sensibilisieren. Er stellt eine hilfreiche Grundlage dar, auf der eine professionelle Diagnostik aufsetzen kann. Zumeist entwickeln besonders die Eltern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen für die Schwierigkeiten ihrer Kinder, so dass sich aus deren Beobachtung zusammen mit dem Eindruck der Lehrer eine produktive Einschätzung ergeben kann.
Selbst wenn sie sehr viele Punkte wiedererkennen, besteht noch kein Grund zu übermäßiger Sorge, da die hier aufgeführten Fehlertypen einzeln oder kombiniert auch bei nicht-rechenschwachen Kindern auftreten können. Und selbst wenn eine Rechenschwäche diagnostiziert werden sollte, ist sie in der Regel erfolgreich behandelbar.
Auffälligkeiten im mathematischen Bereich
Was konnten sie beobachtet?
⦁ Ihr Kind ermittelt die Ergebnisse zählend.
⦁ Ihr Kind benutzt beim Rechnen heimlich oder offen die Finger oder andere Gegenstände als Zählhilfen.
⦁ Ihr Kind mag keine Minus-Aufgaben.
⦁ Ihr Kind muss nach Berechnung der Aufgabe 3+6=9 die Aufgabe 9-6 neu berechnen?
(oder nach 8+5=13 muss 13-5 neu berechnet werden)
⦁ Nach der Berechnung von 3+4 behandelt es die Berechnung von 3+5 wie eine neue Aufgabe.
⦁ Ihr Kind verrechnet sich häufig um plus oder minus Eins? (4+3=6,10-7=4 bzw. 13-6=8 oder 8+5=12).
⦁ Ihr Kind verdreht Zehner und Einer (85 statt 58).
⦁ Solche Zahlendreher passieren auch beim Aufsagen der Zahlwortreihe.
(vorwärts: 34, 35, 63, 64; oder rückwärts: 89, 88, 78, 77, 76)
⦁ Sogenannte dekadische Transfers gelingen nicht schnell und sicher? (3+4/13+4/53+4/30+40)
⦁ Auch bei einfachen Kopfrechenaufgaben im Zahlenbereich bis 100 führen lange Rechenwege dazu, dass die Aufgabenstellung vergessen wird. („Wie hieß noch mal die Aufgabe?“)
⦁ Bei Ihrem Kind tauchen bei sogenannten „Platzhalteraufgaben“ (9 – ? = 2) ungeahnte Schwierigkeiten auf, obwohl die Aufgabe 9-7 sofort gelöst werden kann.
⦁ Ihr Kind beherrscht die Aufgaben des „kleinen Einmaleins“ nicht bzw. die Ergebnisse geraten immer wieder in Vergessenheit.
⦁ Ihr Kind hat große Schwierigkeiten, Divisionen zu lösen.
⦁ Ihr Kind bevorzugt schriftliche Lösungen auch bei einfachen Kopfrechenvorgängen.
(Vielleicht sogar bei 7+8?)
⦁ Ihr Kind erkennt Rechenerleichterungen nicht.
(z. B. muss 98+98 oder 40-38 schriftlich oder über einen komplizierten Rechenweg gelöst werden)
⦁ „Plus“, „Minus“, „Mal“ und „Geteilt “ werden häufig verwechselt?
⦁ Minuend und Subtrahend, Dividend und Divisor werden ganz oder teilweise vertauscht, um vermeintlich „leichter“ rechnen zu können? (82-79=17; 80-70=10; 9-2=7)
⦁ Ihr Kind scheut Text- und Sachaufgaben.
⦁ Ihrem Kind fällt es schwer eine passende Geschichte zu einer Aufgabe wie 2+5=7 oder 7-4=3 zu finden.
⦁ Ist bei einer Aufgabe eine Schätzung vorzunehmen, rechnet ihr Kind lieber zunächst genau und nennt erst hinterher den ungenaueren Schätzwert.
⦁ Ihr Kind rechnet alles nach einem Schema und weiß nicht mehr, was es tun soll, wenn sich die Art der Aufgabenstellung ändert.
⦁ Es gibt Schwierigkeiten bei der Umrechnung von Größen. (Gewichte, Längen, Zeitmaße)
Auffälligkeiten im alltäglichen Bereich, z.B. bei der Erledigung der Mathematikhausaufgaben
Was konnten sie beobachtet?
⦁ Ihr Kind erledigt seine Mathe-Hausaufgaben nur zusammen mit einem Erwachsenen.
⦁ Ihr Kind weiß nicht mehr, was in der letzten Mathe-Stunde behandelt wurde.
⦁ Ihr Kind weiß nicht, welche Mathematik-Hausaufgaben aufgegeben wurden.
⦁ Ihr Kind lässt sich von ihnen den in der Schule erlernten Stoff nochmals erklären.
⦁ Ihr Kind vergisst Lösungen und Lösungswege, die es am Tag zuvor noch konnte.
⦁ Ihr Kind benötigt für die Erledigung der Mathe-Hausaufgaben ungewöhnlich lange Zeit, auch bei einfachen Aufgaben.
⦁ Ihr Kind wirkt beim Rechnen geistesabwesend? (träumt, starrt zur Decke oder aus dem Fenster)
⦁ Ihr Kind lässt sich die Richtigkeit jedes Rechenschritts bestätigen.
⦁ Beim Berechnen von sogenannten „Rechenkästchen“, braucht ihr Kind für die erste Aufgabe recht lange, löst die folgenden dann aber relativ rasch.
⦁ Bei der Erledigung der Hausaufgaben gibt es häufig Streit (Tränen).
⦁ Ihr Kind klagt über Bauch- oder Kopfschmerzen, wenn das Fach Mathe auf dem Stundenplan steht.
⦁ Ihr Kind hat Angst vor Mathematik-Klassenarbeiten.
⦁ Ihr Kind ist bei der Erledigung der Mathe-Hausaufgaben schnell ermüdet.
⦁ Ihr Kind blockt ab, wenn es um Mathematik geht?
⦁ Ihr Kind fühlt sich ungerecht behandelt, wenn Sie das Taschengeld statt in „kleinen“ 20-Cent-Stücken mit einer 1 -Euro-Münze auszahlen?
⦁ Ihr Kind ist grundsätzliche sehr unsicher im Umgang mit Geld und besonders mit Wechselgeld, obwohl es bereits im 3. oder 4. Schuljahr ist?
⦁ Ihr Kind hat kein Zeitgefühl und kann mit Angaben wie „in zehn Minuten“ nichts anfangen. Es gibt Probleme bei zeitlichen Bestimmungen, wie „gestern, morgen, früher, später“?
⦁ Ihr Kind hat kein Gefühl für Entfernungen.
⦁ Der Umgang mit Größen wie Geld, Längen, Gewicht, Zeit bereiten Ihrem Kind generell Schwierigkeiten.